Die Freiwillige Feuerwehr Wetzen
Im September 1934 geht ein schweres Gewitter mit
wolkenbruchartigem Regen über Wetzen nieder.
"Feuer, Feuer!" schallt es plötzlich aus dem Hause des
Schuhmeisters Adolf Müller sen. Ein Blitz hatte
den neben dem Wohnhaus stehenden Birnenbaum
getroffen und war von dort durch das Reetdach in den
Zwischenboden gefahren.
Nur durch das beherzte Eingreifen der Nachbarn
Gustav Vogt und Willi Studtmann konnte der Brand-
herd eingedämmt werden.
Die Landwirtschaftliche Reichskasse zahlte den beiden
Helfern für ihren selbstlosen Einsatz 25,-RM (Reichsmark)
als Belohnung. Doch dieses Ereignis war den Wetzenern
gleichzeitig eine Lehre. Noch im Spätherbst des Jahres
1934 berief der neugewählte Bürgermeister Karl Kröger
eine Versammlung auf Wunsch der Dorfbevölkerung ein,
in der sich 23 Mann bereiterklärten, aktiven Feuerwehr-
dienst zu leisten. Damit war die "Freiwillige Feuerwehr
Wetzen" gegründet.
Zu der Gründerversammliung hatten sich folgende
tatkräftige Männer zusammengefunden:
Karl Schlüter sen., Otto Meyer, Adolf Müller sen.,
Gustav Vogt, Adolf Wölper, Karl Lühmann, Hermann
Cordes, Karl Petersen sen., Otto Vogts, Wilhelm
Stanke, Willi Studtmann, Otto Hinrichs, Gustav

Hinrichs, Hermann Blank sen., Karl Kröger, Karl-
Ludwig Warner, Otto Pohlmann, Albert Matthies, Willi
Dierßen, Willi Koch, Willi Lange, Wilhelm Wendemann
und Alfred Kohlmeyer.
Das waren die Männer der ersten Stunde, die in Ihrer
Versammlung Karl Schlüter sen. zum ersten Wehr-
führer wählten. Doch damit war natürlich noch nicht
viel erreicht, denn wer eine Feuerwehr hat, der braucht
auch ein Gerätehaus.
Karl Kröger und Gustav Beecken sprangen hier hilfreich
ein, indem sie kostenlos ein Grundstück für den
Bau eines Gerätehauses zur Verfügung stellten. Karl
Schlüter erreichte dann in Gesprächen, daß die Real-
gemeinde aus ihren Beständen soviel Holz zur Ver-
fügung stellte, wie zur Finanzierung sämtlicher Kosten
und die Anschaffung einer Motorspritze notwendig
war. Alle waren beim schlagen des Holzes behilflich,
das anschließend in Holzauktionen verkauft wurde.
Der gesamte Erlös floß der Feuerwehr zu und es
konnte das erste Feuerwehrgerätehaus zwischen
Beekens und Krögers Hof an der Dorfstraße gebaut
werden. Die erste Tragkraftspritze, die bereits im Jahre
1935 beschafft wurde, war eine Fischer-Görlitz, die
auf einem offenen Einachs-Anhänger transportiert wurde.
Bereits im Sommer 1936 wurde an der Straßenkreu-
zung in der Dorfmitte ein Tiefbrunnen zur Wasserent-
nahme gebohrt. Nun hatten die Wetzener alles, was
eine intakte Feuerwehr brauchte. Doch dann kam der
verheerende 2.Weltkrieg, der auch in der Wetzener
Wehr die Spuren des Grauens hinterließ.
Allein sieben Kameraden aus den Reihen der Gründer
blieben auf dem Schlachtfeld zurück. Zehn weitere
Kameraden, die der Wehr bis 1945 beigetreten waren,
kehrten ebenfalls nicht heim.
Adolf Wölper übernahm nach dem Kriege das Amt des
Gemeindebrandtmeisters. Viel Energie und mühsam
aufgebautes Vertrauen in eine bessere Zukunft halfen
der Wetzener Wehr wieder auf die Beine, nachdem in
den Kriegsjahren die Mädchen und Frauen den Feuer-
wehrdienst mitverrichtet hatten. Für diesen Zweck
mußten sie, genau wie ihre Kameraden, an Lehrgängen
der Feuerwehrschule in Celle teilnehmen.
1954 übernahm Adolf Müller sen. das Amt des
Gemeindebrandtmeisters, legte es aber bereits 1955
aus persönlichen Gründen wieder nieder. In einer
daraufhin durchgeführten Versammlung wurde Karl
Schlüter jun. zum neuen Ortsbrandmeister gewählt. Im
Jahre 1956 erhält die Wetzener Wehr eine neue TS8
der Marke "Magirus", die auf einem geschlossenen
Ein-Achs-Anhänger installiert ist. Aufgrund dieser
"revolutionären" Neuerung fühlt sich die Wehr ermu-
tigt, nun auch mit Trecker und Anhänger zu Wett-
kämpfen auszurücken. Große Siege wurden dabei
zwar nicht errungen, doch bereits 1960 war Wetzen
der Ausrichter der Unterkreiswettkämpfe des Kreises
Harburg, die in der Hauskoppel von Otto Meyer ausge-
tragen wurden.
1970 bekam unsere Wehr, die bisher mir Schlepper und
Anhänger ausrücken mußte, das erste TSF-T, einen
VW-Bus. Da Heinz Koch den Platz des Feuerwehrgeräte-
hauses für eine Gebäudeerweiterung benötigte, ließ er
ein neues Gerätehaus an das Nebengebäude der Wetze-
ner Schule anbauen. Es wurde ein massiver Flachdach-
bau, der den damaligen Anforderungen genügte, aller-
dings nicht mit Heizung und Schulungsraum ausgestattet
war. Im Sommer war dann der Übungsbetrieb zwar rege,
doch im Winter mußte er ruhen.
In den Jahren 1973 bis 1975 mußte die Wehr immer
wieder ihre Einsatzbereitschaft beweisen.
Am 8. Dezember 1974 nachts um ca. 2.30 Uhr riß die
Sirene die Wetzener aus dem Schlaf. Die Scheune von
Heinrich Vogt auf dem Butterberg stand in Flammen.
Da die Scheune voll von Stroh war, konnte das
Gebäude nicht mehr gerettet werden. Der Übergriff
des Feuers auf benachbarte Gebäude hingegen konnte
verhindert werden.
Immer wieder und überwiegend nachts mußte die
Wetzer Wehr aufgrund einer unheimlichen Brandserie
ausrücken. Eines Morgens stand das Wohnhaus von
Walter Wulf an der Luhe in Flammen. Durch schnelles
Ausrücken der Wetzener Wehr konnte es gerettet
werden. Weitere kleinere Einsätze folgten, bis am
15. August 1975 ein erneuter Großbrand Angst und
Schrecken verbreitete. Um ca. 22.30 Uhr ertönte der
Sirenenalarm und rief die Feuerwehrmänner zum

Ortsbrandmeister
Einsatz. Die Scheune von Landwirt Gerhard Cordes auf
Meyers Hof brannte bei der Alarmierung bereits in
einem solchen Ausmaß, daß ein Übergreifen des
Feuers auf angrenzende Höfe und Gebäude nur mit
der Unterstützung der benachbarten Wehren verhin-
dert werden konnte
Scheune
Weitere schwere Einsätze hatte die Wetzener Wehr
beim Scheunenbrandt bei Koch (Bethen), beim
Wohnungsbrandt Meyer/Wille und erneut bei Scheu-
nenbränden bei Cordes und Vogt zu bewältigen.
Wald und Heidebrände, die durch Trockenheit und
leider auch durch Fahrlässigkeit ausgelöst wurden,
gehörten ebenso zum Tagesgeschäft der Wetzener
Wehr.
Aber auch die Hilfeleistung gehört mehr und mehr zur
Aufgabe der Feuerwehr. Zweimal mußte die Wehr zu
Suchaktionen ausrücken, und die wohl schwerste
Aufgabe hatte die Wetzer Wehr zu bestehen, als sie am
Neujahrsmorgen 1991 zu einem Verkehrsunfall
gerufen wurde. Ein junger Mann war beim Aufprall

gegen eine Birke tödlich verletzt worden. Auto und
Birke standen in Flammen und für die Wehrmänner
blieb nur die traurige Aufgabe, die verkohlte Leiche zu
bergen
Doch die Wetzener Wehr hatte in ihrer Geschichte
nicht nur schwere Aufgaben zu bestehen, denn es gab
auch die Sonnenseiten.
Das 50jährige bestehen kann die Wehr 1984 feiern. Aus
diesem Anlaß finden die Gemeinde- und Pokalwett-
kämpfe in Wetzen statt. Die Leitung dieses Festes muß
Helmut Pankratz übernehmen, da Karl Schlüter schwer
erkrankt im Krankenhaus verweilen muß. Anläßlich
dieses Festes werden die Kameraden Karl Lühmann,
Hermann Blank, Gustav Vogt, Hermann Cordes und
Willi Dierßen für 50jährige Mitgliedschaft geehrt. Karl
Schlüter und Otto Lange erhalten diese Ehrung für
40 Jahre und Karl Petersen für 25 Jahre Mitglied-
schaft.
Wettkampfgruppe
Nachdem die Tätigkeit der Wettkampfgruppe in den
50er Jahren nahezu zum erliegen gekommen war,
frischte sie dann unter den Gruppenführer Helmut
Pankratz (ab 1966), Günther Ulrich (ab 1970) und Uwe
Witthöft (ab 1983) erneut auf. Während Helmut
Pankratz in seiner Zeit schwere Aufbauarbeit mit einer
neuen Gruppe leisten mußte, konnte Günther Ulrich
mit der gleichen Gruppe bereits erste Siege feiern. So
auch einen 1.Platz bei den Pokalwettkämpfen in Schar-
nebeck im Jahre 1982.
Unter der Leitung von Uwe Witthöft(heute stellv.Orts-
brandtmeister) errang die Wettkampfgruppe aus
Wetzen siebenmal in Folge - von 1984 bis 1990 - den
Gemeindesieg. Auch bei Pokalwettkämpfen in den
Landkreisen Harburg und Lüneburg wurden mehrere
1. und 2.Plätze belegt. Das wohl größte Ereignis für die
Wettkampfgruppe war das Erringen des Vize-Meister-
Titels bei den Kreiswettkämpfen 1985 in Dahlenburg,
mit dem sich die Gruppe für die Teilnahme an den
Bezirkswettkämpfen in Verden qualifizierte. Bei den
"Bezirkswettkämpfen" in Verden/Aller belegte
Wetzen zwar nur den 30. Platz, doch einen solchen
Erfolg hatte es in der Geschichte der Wetzener Wehr
bisher noch nicht gegeben.
gefeiert

1987 kandidiert Karl Schlüter wegen Erreichens der
Altersgrenze nicht mehr für das Amt des Ortsbrand-
meisters und Helmut Pankratz wird als Nachfolger
gewählt.
Am 3.Februar 1988 erschreckt ein Artikel in der LZ mit
der Überschrift "Muß Wetzener Wehr zu Fuß
löschen?" die Wetzener Bürger. Der VW-Bus, auch
liebevoll "Zenzi" genannt, ist nicht mehr fahrtüchtig,
und der TÜV führt die schmerzhafte Scheidung herbei.
Doch schon im August schaffte die Samtgemeinde
Amelinghausen Abhilfe, indem ein neues Fahrzeug, ein
Ford-Bus, bereitgestellt wurde. Somit waren die
Wetzener wieder einsatzbereit; doch der Kummer wollte
nicht abreißen, denn das neue Fahrzeug paßte
aufgrund seiner Maße nicht in das alte Gerätehaus.
Nach lebhaften Debatten in Samtgemeinderat und
Feuerwehrschutzausschuß einigte man sich letztendlich
doch, den Wetzenern auch noch ein neues Geräte-
haus zu bauen. Die Feuerwehrmänner begannen
daraufhin sofort mit den Abrißarbeiten des alten Gerä-
tehauses und des Schulnebengebäudes, welches
ebenfalls weichen mußte.
bestaunen

Mit großem Engagement beteiligten sich alle Wetzener
genauso beim Aufbau des neuen Gerätehauses neben
den beauftragten Firmen. Bereits am 27. April 1989
konnte dann Richtfest gefeiert werden und die offizielle
Übergabe durch die Samtgemeinde Amelinghausen, ver-
treten durch Politik und Verwaltung, erfolgte am 15.Juli
1989.
Nur zwei Jahre später erstellte die Wehr in Eigenleistung
einen Schulungs- und Versammlungsraum im Dachge-
schoß des Gerätehauses. Die Materialkosten für diesen
Ausbau hatte die Gemeinde Oldendorf(Luhe), vertreten
durch Bürgermeister Georg Kruse, übernommen. Eine
weitere namhafte Summe wurde aufgrund der außerord-
dentlichen Engagements von Frau Lisa Studtmann durch
den Landkreis Lüneburg zur Verfügung gestellt. Durch
diese freundlichen und kameradschaftlichen Unterstüt-
zungen gelang auch dieser Ausbau hervorragend und es
können jetzt ganzjährig Übungsabende durchgeführt
werden.
Ortsbrandmeister Helmut Pankratz und dessen Stellver-
treter Uwe Witthöft stellten zufrieden fest, daß ihre Wehr
somit zu den bestausgerüsteten Wehren der Samtge-
meinde zählte. Wenn man bedenkt: "Am Anfang stand
eine Fischer-Görliz und 23 mutige Männer..."
Wettkampf