Der Schützenverein Wetzen
Im März 1934 trafen sich der Jagdpächter und Landwirt
Otto Vogts und 27 weitere Männer, um einen Schieß-
verein zu gründen. Otto Vogts wurde zum 1. Vorsit-
zenden gewählt; Schriftführer, Kassierer und Komman-
deur wurde Adolf Müller sen., der das Amt des
Kommandeurs erst im Jahre 1972 im Alter von 80
Jahren aus gesundheitlichen Gründen abgab.
Mir großem Eifer wurde die Vereinsarbeit sofort aufge-
nommen. Die gröten Probleme - ein Grundstü,ck für
den Schießstand, den Schießstand selbst und Geld-
mittel für die notwendigen Anschaffungen - lösten sich
schnell. Bereitwillig stellte Gustav Beeken unentgelt-
lich das Grundstück zur Verfügung, auf dem noch
heute der Schießstand steht. Karl Kröger sorgte für
finanzielle Unterstützung und beschaffte gleichzeitig
Bauholz aus der Realgemeinde, welches auch unent-
geltlich zut Verfü,gung gestellt wurde.
Der Jahresbeitrag für die Schützen betrug 1,40 DM.
1935 fand dann das erste Schützenfest in einem sehr
bescheidenen Rahmen statt. Als Schießpreise gab es
gestiftete Torten und der erste König, Karl Petersen,
bekam 20,- DM Königsgeld, damit sein eigener Geld-
beutel nicht zu arg strapaziert wurde. Das Schützenfest
war so gut besucht, daß der Verein sich aus den ersten
Einnahmen ein neues Gewehr kaufen konnte.
Im Jahre 1936 legten sich alle Schützen neue Hüte zu,
der Grundstein für eine neue Uniform war damit
gelegt.
Um die Kosten für die Übungsschießen gering zu
halten, fertigten Karl Petersen und Willi Dierßen die
Munition selbst an.
1939 kam für den Schützenverein, so wie für alle
anderen das Schicksalsjahr. Der 2.Weltkrieg brach aus
und das Vereinsleben mußte ruhen. Zu allem Übel
rollten am 18. April 1945 die ersten britschen Panzer in
Wetzen ein. Die Soldaten sammelten sofort alle
Waffen, auch die des Schützenvereins, ein und
zerstörtem diese vor den Augen der Wetzener Bürger.
Aber das Übel wollte kein Ende nehmen. Auf der
Suche nach Brennmaterial hatten Unbekannte über
Nacht den Schießstand demontiert und weggeschafft.
Verein 1937
Erst 1950 brachte Karl Kröger und Adolf Müller sen.
das Gespräch wieder auf den Schützenverein und
brachten somit das Vereinsleben wieder in Gang. Adolf
Müller nahm die Geschäfte als Kommandeur wieder
auf und Karl Kröger wurde neuer Präsident. Das
1. Schützenfest nach dem Krieg fand dann wieder 1951
statt.
Das Vereinsleben wurde mehr und mehr gepflegt, da
das jährliche Schützenfest für die Dorfbevölkerung den
Höhepunkt des Jahres darstellt.
Von Jahr zu Jahr wird die technische Ausstattung des
Schießstandes besser; 1952 konnte erstmals der König
mit Kleinkalibergewehren ausgeschossen werden.
1953 wurde der erste Vereinsmeister ausgeschossen.
Den Titel holte sich Albert Matthies, der bis an das Ende
seiner Tage zu den aktivsten Schützen gehörte.
1960 wurde die erste automatische Scheibe ange-
schafft, eine Neuerung, die den Schießbetrieb erheb-
lich erleichtert.
1963 wurde dann der erste massive Schießstand
erstellt. Das nötige Geld floß den Verein aus Spenden
zu und die Bauarbeiten erledigten die Vereinsmit-
glieder und Freunde des Vereins.
1972 gab Adolf Müller sen. das Amt des Kommandeurs
im Alter von 80 Jahren ab. Damit zog sich ein Schütze
aus dem aktiven Schießsport zurück, der aus der

Geschichte des Vereins nicht wegzudenken ist. Sein
Nachfolger wurde Karl Schlüter, der bis zu seinem
plötzlichen Tod am 8. July 1993 das Kommando in
Wetzen führte.
Schießstand
Die Emanzipationswelle machte auch in Wetzen nicht
halt, und so gründeten elf beherzte Damen 1973 die erste
Damengruppe, die heute wie selbstverständlich zum
Tagesgeschäft gehört und aufgrund ihrer Aktivitäten in
allen Bereichen, ob im Schießsport oder Organisation, aus
dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken ist. Nach-
dem das Schützenfest alle Jahre in festlich geschmückten
Dorfscheunen stattgefunden hatte, wird es seit 1982 in
einem Festzelt neben dem Schießstand gefeiert.
1984 kommt fü,r den Schützenverein das große Jahr, das
Jubiläumsschützenfest steht bevor - 50 Jahre Schützen-
verein Wetzen - und das ganze Dorf ist in heller Aufre-
gung.
Anita Pankratz hat in mühevoller Kleinarbeit eine Vereins-
fahne gestickt, die auf dem Foto rechts von Präsident Hel-
mut Petersen und Vize Heinz Koch dem Verein bei einer
Versammlung vorgestellt wird.
Die Fahnenweihe findet am Schützenfest - Sonntag 1984
statt. Hierzu kommen unendlich viele Vereine angereist
und übergeben dem Präsidenten zur Weihe der Fahne
ein Fahnenband (Fahnennagel). Mehrere Sielmanns-
züge veranstalten einen Sternmarsch und treffen auf der
Wetzener Kreuzung zusammen, um dann gemein-
Fahnenweihe
sam auf Kochs`s Hof zur Fahnenweihe zu maschieren.
Jubiläumskönig wurde Ernst-Otto Müller, der den
Beinahmen "Der eiserne Junggeselle" erhielt. Damen-
königin wurde Christa Jürgensen und den Titel des
Jungkönigs sicherte sich Wolfgang Müller. So regierte
im wichtigsten Vereinsjahr eine sehr junge Truppe, die
aber immer wieder unter Beweis stellte, daß sie der
Aufgabe durchaus gewachsen war.

Cabriolet
Der Festumzug durch den Ort war so glanzvoll, wie ihn
Wetzen noch nicht gesehen hatte. Die Altersschützen,
die nicht mehr so gut zu Fuß waren, wurden auf Koch´s
"Caddy" durch den Ort gefahren. Ihnen schloß sich ein
offenes Cabriolet mit den Majestäten an. Dann folgte
der Spielmannszug, anschließend die Gastvereine mit
ihren Fahnen und wieder ein Spielmannszug. Am
Schluß marschierten die Schützen des Schützenver-
eins Wetzen gemeinsam, wie auch in den Vorjahren,
mit den festlich geschmückten Dorfkindern. Der Fest-
umzug hat eine so beachtliche Länge, daß er in
mehreren Straßen gleichzeitig zu finden ist.
Therrasse
Aber auch in den Folgejahren geht das Vereinsleben
aktiv weiter, wie auch die Tafeln unserer Schützen-
könige und Königinnen beweisen:
Unsere Könige:
1935 K. Petersen
1936 A.Drewes
1937 O. Vogts
1938 H. Cordes
1939 A. Heuer
Kein Königsschießen
aufgrund der
Auswirkungen des
2. Weltkrieges

1951 K. Potthast
1952 C. Jürgensen
1953 E. Amtsfeld
1954 H. Hedder
1955 K. Lühmann
1956 G. Vogt
1957 K. Schlüter
1958 J. Rieckmann
1959 K. Lühmann
1960 A. Müller jun.
1961 H. Marquardt
1962 K. Schlüter
1963 K. Kröger
1964 K. Petersen
1965 G. Cordes
1966 H.H. Hedder
1967 H. Blanck sen.
1968 W. Wissmann
1969 A. Matthies
1970 H. Koch
1971 H. Popp
1972 A. Kröger
1973 R. Böckenholdt
1974 E. Köster
1975 H. Pankratz
1976 H. Blanck jun.
1977 K. Mentzel
1978 Hel. Warner
1979 S. Jürges
1980 B. Lehmann
1981 H. Petersen
1982 P. Behncke
1983 R. Erdtmann
1984 E.-O. Müller
1985 J. Albers
1986 H. Köster
1987 H.H. Hedder
1988 H. Pankratz
1989 S.Matthies
1990 L. Frank
1991 L. Schoke
1992 W. Spallek
1993 H. Gellersen
Unsere Königinnen:
1973 F. Norden
1974 M. Metzel
1975 R. Pankratz
1976 E. Albers
1977 A. Petersen
1978 F. Böckenholdt
1979 R. Pankratz
1980 M. Eidner
1981 E. Köster
1982 R. Simon
1983 M. Nörtemann
1984 C. Jürgensen
1985 R. Chodzinski
1986 M. Eidner
1987 P. Hedder
1988 E. Krüger
1989 R. Simon
1990 A. Petersen
1991 I. Schulz
1992 E. Krüger
1993 E. Köster

Bild 1993
Der erste Präsident des Vereins war Otto Vogts, der
den Verein von der Gründung bis zum 2.Weltkrieg
führte. Nach dem 2.Weltkrieg, im Jahre 1950 bis 1977,
übernahm dieses Amt Karl Kröger, der es dann aus
Altersgründen abgab.
Neu gewählt wurde Gerhard Cordes, der die
Geschicke des Vereins bis 1981 lenkte. Durch seinen
außerordentlich bedauernswerten und ebenso plötz-
lichen Tod mußte der Verein 1981 zusammen-
kommen, um einen neuen Präsidenten zu wählen.
Mit überwältigender Mehrheit wurde Helmut Petersen
zum neuen Präsidenten auserkoren. Er lenkte die
Geschicke des Vereins bravorös und war immer
wieder in der Lage, demotivierte Schützen umzu-
stimmen und wieder Schwung in den Verein zu
bringen. Auch mir der Damenriege hatte er stets inter-
essante und lebhafte Diskussionen. Weiterhin war
Helmut derjenige, der durch stetiges Besuchen
anderer Vereine diese wiederum nach Wetzen
bewegen konnte. Somit hat er das Vereinsleben
immer wieder interessant gestaltet und fü,r gute
Einnahmen gesorgt. So manches Mal mußten die
Schützen und Präsident Helmut am späten Abend
direkt vom Kïnigsfrüstückstisch abgeholt werden, wo
so manches kühles Blondes den Schlund passiert hatte.
Umso unverständlicher ist für viele der Rücktritt von
Helmut Petersen im Jahre 1992. Wolfgang Spallek
übernimmt zunächst den kommissarischen Vorsitz
und wird in der Jahreshauptversammlung im Januar
1993 als neuer Präsident bestätigt.

Der heutige Vorstand setzt sich aus dem Präsidenten
Wolfgang Spallek, dem 2.Vorsitzenden Hermann Köster,
der Schatzmeister Christa Jürgensen, dem Komman-
deur Karl Schlüter(verst. am 8.Juli 1993), dem 1. Schieß-
meister Helmut Pankratz, dem Schriftführer Ludwig
Schoke und den Jugendwart Claus-Peter Jürgensen zu-
sammen.
Thresen
Letzterer hat sich sehr verdient um die Schießjugend
gemacht. Unter seiner Leitung wurde bereits die
zweite Jugendgruppe gegründet. Beide Gruppen
beteiligen sich sehr am sportlichen Wettkämpf. Auch
an den Rundenwettkämpfen nimmt man zwischen-
zeitlich teil. Die Jugend funktioniert hervorragend,
während die Teilnahme der anderen Schützen ein
wenig Zweifel am Vereinsinteresse aufkommen käßt.
Doch auch diese kleine Krise wird sicher bald
vergessen sein, denn es ist unvorstellbar für alle
Wetzer, daß eine solche Tradition und ein solcher
Träger der Dorfgemeinschaft irgendwann nicht mehr
existieren sollte.
Auch wenn die Zeit, in der wir leben, in jeder Hinsicht
eine gute ist, sollte niemand vergessen, daß sich dies
allzu schnell wieder ändern könnte. Und dann sind wir
alle auf unsere traditionsreichen Vereine angewiesen,
die uns allen immer wieder Halt in schweren Zeiten
gegeben haben und jederzeit ihren Beitrag zu der
eingeschworenen Dorfgemeinschaft geliefert haben.