Die Schule in Wetzen
Die Schule Wetzen blickt auf eine sehr inhaltsreiche
und ebenso schöne Geschichte zurück. Wie aus der
Schulchronik zu Wetzen, begonnen und angelegt
durch den Herrn Lehrer Georg Heinrich Christoph
Maack im Jahre 1890, entnommen, besuchten die
Kinder von Wetzen bis zum Jahre 1709 auf freiwilliger
Basis die Kapsel-Schule in Raven. Die älteren Kinder
gingen dem Schulbesuch allerdings höchstens
zweimal in der Woche nach, da ihr Einsatz in der Land-
wirtschaft als wichtiger erachtet wurde und zu der Zeit
sicherlich auch war.
Wann nun exakt die Schulstelle in Wetzen gegründet
wurde, kann heute sicher niemand sagen. der erste
erwähnte Lehrer der hiesigen Schulstelle war Jürgen
Rehrbaum, der 1712 in Wetzen verstorben ist. Lehrer
Rehrbaum und seine fünf Nachfolger erteilten ihren
Unterricht auf dem Hof Nr.4(Karl Kröger) im Häus-
lingshaus, der sogenannten Köthe. Hier wohnten auch
die drei Hirten des Ortes, der Schweinehirt, der Kuhlhirt
und der Schafhirt. Die Wohnstube dieser Hirten war
gleichzeitig die Schulstube. Unter diesen erschwerten
Bedingungen verrichteten folgende Lehrer ihren
Dienst:
1.Jürgen Rehrbaum, 2.Hans Christoph Meyer, 3.Jo-
hann Hinrich Corwell, 4.Johann Wilhelm Dannen-
berg, 5. Peter Christoph Stellhorn, 6.Heinrich
Wilhelm Quitmeyer.
In der Amtszeit von Herrn Lehrer Quitmeyer, von 1820
bis 1858, wurde im Jahre 1822 das erste dorfeigene
Schulhaus gebaut. Es wat die Nr.13, die später von
Jürgen Heinrich Vogt (Schuster Vogt) aus Rolfsen über
nommen und als Abbauernstelle gegründet wird.
In diesem neu erstellten Schulgebäde verrichteten
fünf Lehrer, teilweise nur kurze Zeit, bis 1980 ihren
Dienst.
Lehrer Quitmeyer, der bis 1858 in dem neuen Schul-
haus seinen Dienst verrichtete und nebenbei, wie
damalz üblich, Landwirtschaft betrieb, machte einst
folgende Äußerungen über dieses Haus:"Es ist so wenig
gut gebaut als gut eingerichtet und für eine Betreibung
der Wirtschaft zu klein. Es hat mir schon viel Schwierig-
keiten gegeben, die nötigen Brennmaterialien in anderen
Gegäuden unterzubringen und in den Winter, selbst
bei dem schlimmsten Weg und Wetter, dieselben
täglich von weit herholen zu müssen. Im Hause sind
zwei sehr kleine Kammern. Die Wohnstube ist eine
enge Zelle. Die Dreschdiele ist auch zu klein. Die
Schulstube ist für die jetzige Zahl der Kinder groß
genug, aber die Beschaffenheit derselben ist nicht aufs
Beste. Die Wände und Balken sind nicht übersetzt.
Oben über dem sehr dünnen Wellwerk ist keine Bretter-
boden und die Fenster sind undicht, so daß bei anhal-
tendem Frostwetter die Kälte stark in die Stube dringt."
(Eigene Originalniederschrift des Lehrers Quitmeyer in
der Schulchronik.)
Schulhaus
Das Schulhaus wurde nach dem Erwerb durch Jürgen
Heinrich Vogt erheblich umgebaut und vergrößert.
Nachdem Heinrich Wilhelm Quitmeyer 1858 seinen
Dienst in der hiesigen Schule wegen Pensionierung
beendete, folgte ihm als Lehrer in Wetzen Georg
Schmidt
, der hier seinen Dienst bis 1961 versah. Dann
folgten jeweils nur für kurze Zeit Lehrer Alvermann, der
schnell erkannte, daß ihm die Landwirtschaft mehr
einbringt, und dann Lehrer Rosien, welcher durch die
Schulbehörde vorzeitig abgelöst wurde. Dann folgte
als zehnter Lehrer Herr Konau, in dessen Amtszeit
(1862 bis 1886) im Jahre 1869 das noch heute existente,
jedoch nicht mehr betriebene Schulhaus erstellt
wurde. Johann Friedrich Wilhelm Konau unterrichtete

hier bis zum März 1886 und starb dann im Alter von 47
Jahren an der Schwindsucht. Bis zum 20.Juni 1886 war
die Schulstelle unbesetzt, da die Witwe noch das
Gnadenvierteljahr genoß (Gnadenvierteljahr = die
Witwe des verstorbenen Lehrers darf das Schulhaus
noch drei Monate nach dessen Tod unentgeltlich
benutzen).
Während dieser Zeit hielten die Lehrer aus Putensen
und Rolfsen jeder wöchentlich einmal einen Unter-
richtstag in Wetzen ab. Am 20. Juni 1886 wurde der
Lehrer Georg Heinrich Christoph Maack aus Olden-
dorf Inhaber dieser Schulstelle. Er wurde 1893 nach
Undeloh als Lehrer versetzt.
Um July 1893 kam Wilhelm Stellmann nach Wetzen, der
hier seinen Dienst bis 1898 ausübt und dann nach
Vögelsen versetzt wurde. Lehrer Stellmann schrieb über
diese Amtszeit folgendes: "Schon seit drei Jahren sind zu
Ostern keine Kinder aufgenommen, sodaß im letzten
Jahre(1896/97) die Unterstufe in hiesiger Schule völlig
fehlte. Infolgedessen verringert sich wegen des getrenn-
ten Unterrichts der Ober-, Mittel- und Unterstufe die Zahl
der wöchentlichen Unterrichtsstunden um zehn Stun-
den. Zur Zeit sind in der Schule zu Wetzen nur 17 Kinder.
Von diesen sind sieben Auswärtige, teils Zögerlinge der
Pestalozzi-Stiftung, teils Hütekinder aus benachbarten
Ortschaften. Erstere sind meistens, wenn sie zu und kom-
men, geistig verloddert. Sie sind der Hemmschuh in der
Arbeit und Entwicklung der Schule und gereichen nach
meiner Erfahrung auch in sittlicher Beziehung dersel-
ben nicht zum Nutzen. Immerhin ist der Weg, den man
bei der Erziehung dieser Kinder einschlägt, der beste, um
diese armen, verwahrlosten Geschöpfe noch zu nützli-
chen Gliedern der menschlichen Gesellschaft zu
machen."
Im November 1898 übernahm Lehrer Ernst August
Hugo Lüthge
die Schulstelle in Wetzen und knüpfte
gleichzeitig einge Beziehung zu der Kirche in Raven.
Nachdem 1903 auf seinen Antrag hin die Wohnräume
des Schulhauses in einem baulich besseren Zustand
gebracht worden waren, verheiratete er sich mit der
Tochter des Kirchenvorstehers Heinrich Schlüter aus
Wetzen. Zum 1.November 1906 wurde er als Lehrer
und Küster nach Raven versetzt.
Heinrich Barembruch schloß sich als Lehrer von 1906
bis 1908 an. Lehrer Georg Breithaupt wurde 1908 mir
der Verwaltung der Schulstelle zu Wetzen beauftragt.
Er hatte die schwere Zeit des 1.Weltkriegs, in den er
selbst von 1916 bis 1918 eingezogen war, in Wetzen zu
überstehen. Erschwerend kam hinzu, daß der Lehrer
der Schule in Oldendorf sich freiwillig zum Kriegsdienst
gemeldet hatte und somit die Schüler aus Oldendorf
und Marxen a./B. in Wetzen mirunterrichtet werden
mußte. Da es die Oldendorfer mit der Schule nicht so
genau nahmen, kamen nicht alle nach Wetzen zum
Schulbesuch; und dennoch wurde während dieser
Zeit 90 bis 100 Kinder in Wetzen unterrichtet.
Den Kriegsausbruch dokumentiert Lehrer Breithaupt
folgendermaßen:"Es ist Mobilmachung befohlen!" So
erscholl es am Sonnabend, dem 1.August 1914, um
18.30 Uhr überall im Dorfe. alle Leute waren erregt,
man sah es den vom Felde kommenden am Gesichts-
ausdruck an. Wut über die Niederträchtigkeit der
Feinde, die die Partei der Fürstenmörder von Sarajevo
nahmen, machte sich in wuchtigen Scheltworten Luft.
Andere gingen still dahin. Mütter, deren Söhne mit ins
Feld ziehen mußten oder Frauen und Kinder, deren
Ernährer zum Heeresdienst eingezogen wurden. Man
sah auch verstohlen Tränen. Doch alle durchzuckte ein
Gedanke: "Es muß sein, unser Kaiser konnte nicht
anders handeln, die Falschheit der Feinde ist groß." Seit
einigen Tagen hatte die Ungewißheit, gibt es Krieg oder
nicht, wie ein Alpdruck auf den Herzen der Leute
gelegen. Jetzt war er gelöst. "Hinaus ins Feld, Deutsch-
land über alles, es braust ein Ruf wie Donnerhall", so
hörte man viele singen. Viele leise innige Gebete
stiegen zum Himmel empor. Stoßseuzer: "Gott, hilf
unserem Vaterland und führe unsere Lieben glücklich
heim." So hat Lehrer Breithaupt den Kriegsausbruch
erlebt. Er selbst kehrte im Dezember 1918 mit anderen
Kämpfern unseres Dorfes nach Wetzen zurück, und
alle waren sehr froh, wieder bei ihren Familien weilen
zu dürfen. Aber der Krieg, in den viele mit großer Begei-
sterung gezogen waren, hatte auch in Wetzen viele,
Opfer verlangt. Es begann eine schwere Zeit für viele,
die sich endgültig damit abfinden mußten, daß ihr
Ernährer oder auch der geplante Hoferbe im Felde

geliebten war. Im letzten Kriegsjahr brannte das Haus
des Abbauern Heinrich Vogt nieder, während die Frau
im Hause allein war. Alle waren sehr erschrocken, denn
die meisten Leute räucherten in dem alten Rauchhause
ihr Geschlachtetes. Manches wurde gerettet und einen
weiteren Trost brachte eine Sammlung in der Dorf-
bevölkerung, die eine namhafte Summe ergab.
Breithaupt
Im Jahre 1927 bat Lehrer Breithaupt um seine Verset-
zung nach Westerweyhe, weil er von dort aus seine
Kinder zu höheren Schulen schicken konnte.
Berthold Christoph Martin Peters übernahm ab
Ostern 1927 das Lehreramt in Wetzen. Er ließ zunächst
seine Familie an seinem bisherigen Wohnort zurück
und holte diese erst nach, als er sich sicher war, daß sein
Bleiben in Wetzen von längerer Dauer sein könnte.
Neben seiner Aufgabe, den Wetzener Kindern Wissen zu
vermitteln, hatte er stets ein Augenmerk auf die Teil-
nahme seiner Zöglinge an sportlichen Wettkämpfen.
Lehrer Peters
1927 sollte zum ersten Male alle Schulen des Kreises
Winsen an den Reichsjugendwettkämpfen in Winsen
an der Luhe teilnehmen. Der Abbauer und Händler
Karl Lühmann war so freundlich, die Teilnehmer der
hiesigen Schule per Leiterwagen morgens nach Salz-
hausen zum Extrazug zu fahren. Leider war das Wetter

sehr ungünstig, so daß die Kinder schon auf dem Weg
zum Bahnhof von einem Regenschauer durchnäßt
wurden. Da das Wetter über den Tag nicht besser
wurde, fielen die Reichsjugendwettkämpfe buchstäb-
lich ins Wasser. Der für den Abend vorgesehene
Extrazug brachte die Kinder von Wetzen schon am
Nachmittag zurück nach Salzhausen. Damit die Kinder
durch das lange Tragen der durchnäßten Kleidung nicht
krank würden, bestellte der Lehrer einen Lastwagen,
der die Kinder von Salzhausen nach Wetzen brachte.
Die Wettkämpfe für unseren Bereich wurden vier
Wochen später im Kirchenspiel Raven nachgeholt. Es
nahmen die Kinder aus den Schulen Raven, Rolfsen,
Soderstorf, Eyendorf, Putensen und Wetzen teil. Die
Kinder der Schule Wetzen errangen bei diesen Wett-
kämpfen fünf Siege.
Am 26. Juni 1930 konnte dann die Reichsjugendwett-
kämpfe in Winsen an der Luhe stattfinden. Insgesamt
nahmen ca.1200 Kinder an den Wettkämpfen teil. Die
Schule Wetzen beteiligte sich mir 13 Kindern. Einen
Sieg und Kranz errangen je zwei Mädchen der Ober-
und der Unterstufe. Die Knaben zeigten sich leider
nicht so erfolgreich
1931 beteiligten sich unsere Schule im Wettbewerb mit
den Schulen Laßrönne, Vierhöfen, Tangendorf und
Wulfsen an der 4 x 75-Meter-Staffel. Als Sieger gingen
die Kinder der hiesigen Schule hervor. Weiters Einzel-
siege errangen: Else Kuhlmann, Käthe Lühmann,
Elfriede Schlüschen, Anni Oltmann und Hanna
Petersen. Wie im Vorjahr hatten die Knaben auch in
diesem Jahr keine Siege vorzuweisen. Auch in den
Jahren 1932 bis 1935 setzten sich die Erfolge der
Wetzener Schüler fort. Lehrer Peters verließ die Schule
Wetzen 1932 mit folgenden Ausspruch, der dem
amtierenden Bürgermeister galt:"Wenn wir in hiesiger
Gemeinde auch gute Freunde in großer Zahl gefunden
haben, so scheiden wir doch gerne, da für eine gedeih-
liche Arbeit an der Schule Ruhe und Frieden in der
Gemeinde Grundbedingung sind."
Nur vom 1. August 1932 bis 1.Oktober 1932 hielt
Lehrer Heinrich Riechers seinen Unterricht in Wetzen
ab. da es ihm hier bei den Heidjern, wie er selbst sagte,
nicht gefiel, tauschte es seine Wirkungsstätte mir dem
Lehrer Willi Hermann Albers, der sich bis 1947 um die
Wetzer Kinder kümmerte. Hier ein Schulfoto aus
dieser Zeit.
Klasse 1947
Lehrer Albers wurde während seiner Wehrdienstzeit
vom 14. Januar 1944 bis 14. September 1945 (2.Welt-
krieg) von Lehrer Adolf Haber vertreten. Anschließend
nimmt Lehrer Albers bis 1947 seine Tätigkeit in Wetzen
wieder auf. In den Jahren 1944/45 steigt die Schüler-
zahl in Wetzen durch den Flüchtigszustrom von 42
auf 72 an. Daraufhin wird am 14. Mai 1948 die zweite
Lehrstelle in Wetzen eingerichtet. Die erste Lehrer-
stelle hat nach dem Weggang von Lehrer Albers nun
Lehrer Fritz Hampel inne. Zum ersten Male wird nun
die zweite Lehrerstelle durch Frälein Engeleck
besetzt. Fräulein Engeleck bleibt bis zum 11. Dezember
1950 und wird ab 12. Februar 1951 durch Frälein
Meyer ersetzt. Während dieser Zeit wurde in Wetzen
31 einheimische und 53 Flüchtlingskinder unterrichtet.
Nach dem Weggang von Lehrer Fritz Hampel tritt der

Lehrer Kurt Grochowski am 10. Oktober 1953 seinen
Dienst in Wetzen an. Fräulein Thunert, die später
heiratet und Frau Pollak heißt, tritt am 1. Juli 1954 an die
Stelle von Fräulein Meyer. Frau Pollak unterrichtet an
der Wetzener Schule bis zu den Sommerferien 1956.
Anschließend wird die Schule in Wetzen aufgrund des
akuten Lehrermangels bis zum 31. März 1960 einklassig
fortgeführt. Ab 1.April 1960 tritt Fräulein Harleffs die
zweite Lehrstelle in Wetzen an. Leider erkrankt sie
schwer, so daß schon am 1.Oktober 1960 Herr Schu-
bert
die zweite Lehrerstelle übernehmen muß. Dieser
geht bereits am 31. März 1961 nach Hörsten als Schul-
leiter. Daraufhin übernimmt ab den 1.April 1961 der
Lehrer Klaus Diebler die unteren Klassen und scheidet
bereits am 31. März des Folgejahres wegen Versetzung
wieder aus.
Am 11. August 1961 zog sich Lehrer Grochowski bei
einem Sturz einen Oberschenkelhalsbruch zu, der ihn
für acht Monate außer Gefecht setzte. Auf Anordnung
des Herrn Schulrates übernahm Lehrer Boldt aus
Putensen an drei Tagen der Woche die Vertretung des
erkrankten Schulleiters. Ab November 1961 über-
nimmt Herr Wühn die Vertretung von Herrn
Grochowski. Ab 1.April 1962 übernimmt Fräulein Ute
Niewohner
die zweite Lehrerstelle in Wetzen. Durch
Heirat führt sie später den Namen Rohweder. Am
1. Oktober 1962 kommt dann der Lehrer Hans-Otto
Kirsch
nach Wetzen und tritt an die Stelle von Kurt
Grochowski. Hinzu kommt ab dem 1.August 1963
Fräulein Barbara Schönemann in der zweiten Lehrer-
stelle. Fräulein Schönemann heiratet später den
Inhaber der ersten Lehrerstelle, Herrn Hans-Otto
Kirsch. Gemeinsam errichten sie sich ein Eigenheim in
Wetzen im Lerchenweg (Rue de Kirsch), wo sie auch
heute noch dem Dorfe Wetzen treu verbunden leben.
Im Rahmen einer Schulreform wird die erste Lehrer-
stelle in Wetzen ab 1970 aufgehoben und Herr Kirsch
unterrichtet dann in Lüneburg. Die oberen Klassen
besuchen von da an die Mittelschule in Salz-
hausen, während die unteren Klassen in Wetzen unter
der Fürsorge von Frau Barbara Kirsch verbleiben. 1974
bei der Gebietsreform vertröstet man die Wetzer u.a.
damit, daß sie ja ihre Schule behalten und daß an eine
Auflösung der Schule nicht gedacht sei. Doch, wie
schon so oft in der Geschichte, ging es hier nur um
Besänftigung, denn schon im Sommer 1975 wurde die
Schule in Wetzen endgültig und sehr zu unserem Leid-
wesen geschlossen.
Schulfest